Studierende arbeiten sich agil zum interdisziplinären Projektziel vor

Was haben eine Faltmaschine für Papierflieger und eine automatische Produktionsanalage zum Mischen von Beton gemeinsam? Die Problemstellungen wurden von Studierenden des fünften Fachsemesters im Bachelor-Studiengang Maschinenbau bearbeitet und das auf besondere Weise: Prof. Dr.-Ing. Peter Flassig setzte dabei im Modul „Interdisziplinäres Projekt 1“ im Fachbereich Technik auf die Methode des Agilen Arbeitens.

„Die Studierenden sind sozusagen agil in Richtung ihres Projektziels gesprintet“, sagt Peter Flassig rückblickend über das Wintersemester 2020/21. Denn mit diesem Satz bringt er die Grundidee der Methode auf den Punkt. „Das heißt nicht, dass es extraschnell gehen soll und die Studierenden ihr Projekt in Rekordzeit umsetzen müssen“, fügt der Professor für Konstruktionstechnik und Maschinenelemente schmunzelnd hinzu. Vielmehr beziehe sich das „Sprinten“ auf das Arbeiten in Etappen.

Agiles Arbeiten bedeutet, dass schrittweise vorgegangen wird. Dabei genießen die einzelnen Projektteams eine hohe Autonomie während der Entwicklung. Voraussetzung ist aber, dass sie während der gesamten Bearbeitungszeit die Kundenbedürfnisse stets im Blick behalten: Diese definieren den Fokus und die Richtung der Arbeiten. So können die Studierenden zum Beispiel flexibel darauf reagieren, wenn sich die Anforderungen ändern, und gezielt darauf eingehen. Marktveränderungen werden schnell erkannt und bringen letztlich keine Probleme, sondern sogar einen Wettbewerbsvorteil.

Im Gegensatz zu klassischen Methoden des Projektmanagements bedient sich das Agile Arbeiten aus einem Werkzeugkoffer verschiedener Instrumente und Methoden. Eine dieser Methoden ist die sogenannte Scrum-basierte Entwicklung. Dabei wird ein Projekt schrittweise in immer neuen Sprints bearbeitet. „Jede Arbeitsweise muss erlernt und gelebt werden“, erklärt Peter Flassig. „Dies gilt insbesondere für das Agile Arbeiten. Denn die nutzbaren Werkzeuge sind sehr vielfältig und müssen angepasst auf die Projekte angewendet werden.“ Zudem verpflichte die hohe Teamautonomie zu regelmäßiger Kommunikation und zu einer disziplinierten Arbeit – zum Beispiel am sogenannten Kanban-Board. Das ist ein Werkzeug, mit dem man einen Arbeitsablauf visualisieren kann. Es brauche auch eine konkrete Sprint-Planung inklusive einer Sprint-Retrospektive und Sprint-Reviews.

Aus diesen Gründen stand im Rahmen des Moduls „Interdisziplinäres Projekt 1“ für die Studierenden nicht nur die technische Arbeit am Projekt im Fokus, sondern insbesondere auch die (agile) Arbeitsweise. Diese Idee stößt bei den Studierenden auf positive Resonanz. „Mit dem Agilen Arbeiten war es uns als Team möglich, sehr schnell mit der Projektplanung und -umsetzung auf schwierige Situationen und Beschränkungen zu reagieren und dadurch unsere Projektziele zu erreichen“, sagt Klaus Markgraf. Die Studentin Annika Thiemer ergänzt: „Durch den sofortigen Einsatz beziehungsweise die Anwendung des Agilen Arbeitens bei dem IP1-Projekt konnten wir neben dem technischen Verständnis auch im Bereich des Projektmanagements sehr viel lernen. Das Agile Arbeiten werden wir nun gerne in allen kommenden Projekten oder im späteren Berufsleben anwenden.“ Beide studieren im 5. Fachsemester Bachelor Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Energie- und Verfahrenstechnik.

Die bearbeiteten Projekte basieren auf realen Problemstellungen. Als „Kunde“ des Teams Papierfaltmaschine fungierte der Fachbereich Technik selbst. Die Studierenden entwickeln für den Fachbereich ein System, mit dessen Hilfe ein DIN-A4-Blatt zu einem Papierflieger gefaltet und über ein Katapult gestartet werden kann. Ein anderes Studierendenquartett entwickelt in seinem Projekt die automatische Produktionsanalage zum Mischen von Beton. Damit soll eine Lücke am Markt mit einer innovativen Idee geschlossen werden. Für das Team Bahnfeld stand hingegen alles im Zeichen von Industrie 4.0. Für die „BahnTechnologie Campus Havelland GmbH“ soll für zukünftige Ausbildungszwecke ein Bahnfeld auf der Basis von Lego-Duplo weiterentwickelt und vor allem digitalisiert werden.

Das Modul Interdisziplinäres Projekt 1 profitiert stark von der Expertise eines interdisziplinären Professorenteams, den technischen Möglichkeiten im Fachbereich Technik und von den Geräten in der Offenen Werkstatt des Fachbereichs. Die Entwicklungsarbeit wird in der vorlesungsfreien Zeit und im kommenden Semester im Rahmen des Moduls Interdisziplinäres Projekt 2 fortgeführt. Auf die Ergebnisse sei nicht nur der Fachbereich Technik gespannt. „Der Erfolg und der Entwicklungsstand der einzelnen Projekte, die schon am Ende des Wintersemesters 2020/21 zu erkennen sind, sind natürlich dem Engagement der Studierenden zuzuschreiben“, so Flassig. Sie seien aber genauso Verdienst von allen, die aktiv Unterstützung geleistet haben: „Vielen Dank und weiter so!“

Print this pageDownload this page as PDF